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»Wir sind die Liebermanns«: Die Geschichte einer Familie, by Regina Scheer
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Pressestimmen
er ebenso akribisch recherchierten wie mitreißend geschriebenen Familienbiografie blättert die Berliner Schriftstellerin Regina Scheer auf vierhundert Seiten noch einmal das Panorama eines untergegangenen Stücks Berliner Kultur- und Stadtgeschichte auf. Sie erzählt voll Anteilnahme, tiefer Menschenkenntnis und feinem Gespür für jüdische Lebenswelten die Geschichte einer erstaunlichen Familie, die durch und durch preußisch war und doch ihre jüdischen Wurzeln niemals kappte.« (die tageszeitung, Esther Slevogt, 28.12.06)
Über den Autor und weitere Mitwirkende
Regina Scheer, geboren in Berlin. Nach dem Studium der Theater- und Kulturwissenschaft war sie von 1980 bis 1990 Redakteurin der Literaturzeitschrift Temperamente. Seitdem lebt sie als freie Redakteurin und Autorin in Berlin. Zahlreiche literarische und zeitgeschichtliche Buchveröffentlichungen, darunter Im Schatten der Sterne. Eine jüdische Widerstandsgruppe (2004).
Produktinformation
Taschenbuch: 432 Seiten
Verlag: List Taschenbuch; Auflage: 9. (14. Februar 2008)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3548607837
ISBN-13: 978-3548607832
Größe und/oder Gewicht:
12 x 2,6 x 18,7 cm
Durchschnittliche Kundenbewertung:
4.4 von 5 Sternen
8 Kundenrezensionen
Amazon Bestseller-Rang:
Nr. 34.375 in Bücher (Siehe Top 100 in Bücher)
Eindrucksvoll, detailliert und sensibel dokumentiert und berichtet Regina Scheer die Entwicklung des Lebens einer deutschen Familie, deren Schicksal leider typisch ist: Mit Fleiß und Engagement, auch mit künstlerischen Fähigkeiten ist es ihren Mitgliedern im Verlauf mehrerer Generationen gelungen, trotz traditioneller religiöser Unterdrückung durch die christliche Mehrheit der Gesellschaft Wohlstand zu erlangen und sozial aufzusteigen – freilich im Rahmen jener engen Grenzen, die christliche Kirchen in ihrem sehr speziellen Verständnis von „Nächstenliebe“ Vertretern anderer Religionen damals im Kaiserreich zubilligten.Die Liebermanns zählen zum gebildeten Bürgertum, kennen und genießen die deutsche Lebensart, Kultur und Literatur, mehr noch: Einer von Ihnen, Max Liebermann, wird als weltweit anerkannter und gefeierter Maler dazu beitragen, Deutschlands Ansehen in den zivilisierten Ländern der Erde nach dem Militarismus des Kaiserreichs und dem eher rustikalen Auftreten Wilhelms II. wieder zu stärken. Max Liebermann repräsentiert als umfassend gebildeter und im Sinn Goethes und der geistigen Elite seiner eigenen Zeit global orientierter Kosmopolit den Aufbruch, der in Deutschland nach dem Zusammenbruch des adeligen Feudalsystems der Fürsten „von Gottes Gnaden“ mit der damals neuen Weimarer Republik möglich schien.Es macht den Charme und Wert ihrer Darstellung aus, dass Regina Scheer diese historische und persönliche Entwicklung der einzelnen Mitglieder der Familie Liebermann und auch anderer Bürger aus ihrem Umkreis minutiös an Hand von Dokumenten und Zeugnissen aller Art wie beispielsweise Briefen, Akten, Tagebüchern und auch wissenschaftlichen Untersuchungen belegt. Mit wissenschaftlicher Akribie, allerdings elegant formuliert, flüssig zu lesen, ohne akademischen Ballast. Doch diese so glückliche Entwicklung hin zu modernen Menschenrechten, zur Emanzipation sozialer und religiöser Minderheiten wurde jäh abgewürgt durch den Ausbruch des Faschismus und die neuerliche Militarisierung der Gesellschaft, durch die Zertrümmerung der Demokratie und ihren Ersatz durch eine verschwurbelte, angeblich germanisch-völkische Gemeinschaft mit einem Führer als Heils-Bringer von fast religiöser Dimension – so stilisierte ihn etwa Leni Riefenstahl in ihrem Propaganda-Film „Triumpf des Willens“: Gleich einem Gott schwebt der Führer per Flugzeug auf die Erde herab zu seinen Gläubigen.Bekannt ist das Ende: Nach der Befreiung durch die Alliierten lag Deutschland in Trümmern als Ruinenlandschaft danieder, Millionen Menschen waren wegen ihrer religiösen Überzeugungen, angeblichen rassischen Zugehörigkeit und auch politischen Überzeugungen brutal ermordet worden und ihrer Menschenrechte sowie ihres Besitzes beraubt, als „Arisierung“ wurde dieser Diebstahl beschönigt.Max Liebermann starb bereits 1935 und erlebte noch die Barbarisierung seiner Heimat. „Mein ganzes Leben glaubte ich Deutscher zu sein“, lautete 1935 sein Fazit. Seine Witwe musste noch erdulden, wie ihr der Staat ihr Vermögen raubte, sie immer stärker verfolgte und unterdrückte und nahm sich kurz vor der bevorstehenden Deportation in die Mordlager im Osten 1943 das Leben, um der Verschleppung zu entgehen. Zahlreiche Mitglieder der Familie wurden wegen ihres Glaubens ermordet wie auch Bekannte aus ihrem Freundes- und Kollegenkreis.In einer Zeit, in der die Katastrophe des Weltkriegs und der Shoah bereits wieder als „Vogelschiss“ verharmlost wird, kann Regina Scheers Untersuchung eine hilfreiche Erinnerung sein, um künftig solchen Perversionen wie dem III. Reich und ihrem nationalistisch-germanischem Wahn vorzubeugen. Unterhaltsam geschrieben wie ein spannender Roman kann die Untersuchung von Regina Scheer als Antidot gegen popolistisch-chauvinistische Geschichtsklitterung wirken, wäre sinnvoll einzusetzen nicht zuletzt im Schulunterricht.
Sollte man auf jeden Fall gelesen haben, wenn Interesse für deutsche Geschichte in Verbindung mit jüdischen Bürgern Berlins besteht. Der geniale Stil lässt nach der erstern Seite nicht mehr los, die Erzählzeit springt zwischen Gegenwart und Vergangenheit hin und her und vereinnahmt so den Leser ins Geschehen.
Dieses Werk von Regina Scheer ist für historisch Interessierte empfehlenswert. Ohne jegliche Sentimentalität wird die Entwicklung des Antisemitismus in Berlin zwischen dem 19. und 20. Jahrhundert am Beispiel zugezogener Juden aus Märkisch-Friedland nach Berlin - in ihrem Aufstieg und Niedergang - nachgezeichnet.
Von diesem Buch hatte ich mir sehr viel mehr versprochen, aber leider muss man sich durch viele Zahlen, Daten und vor allem Konjunktive quälen, um ab und an mal auf ein paar interessante Fakten zu stossen. Das Buch stellt für mich eher die bemühte Auflistung dar und hat den Zusatz "Die Geschichte einer Familie" nicht verdient. Hier wird m. E. keine Geschichte erzählt, sondern zunächst gesucht, was teilweise sehr langweilig ist. Seitenweise werden Namen aufgezählt, Gräber gesucht, manchmal gefunden. Gut sind Nebeninformationen über die Entwicklung des jüdischen Leben zu verschiedenen Zeiten, die Reglements und auch Schwierigkeiten, die mit dieser Religion schon immer verbunden waren. Wenn man sich dann nach der Hälfte des Buches durch die Wurzeln und Ahnenreihe der Familie gequält hat, wird es dann etwas interessanter, aber leider gibt es nichts unbedingt Neues. Einzelbiografien zu den interessanten Persönlichkeiten dieser Familie geben hier einen weitaus besseren Aufschluss.
Man muss schon das Blättern in Archiven mögen ubd möglichst noch einen Stadtplan beim Lesen zur Hand haben. Dann aber erschließt die Autorin mit ihren akribischen Recherchen einen ganzen Kosmos jüdischen Lebens über 200 Jahre hinweg. Und sie macht ganz praktisch erfahren, was es über Jahrhunderte hinweg hieß, Jude in Deutschland oder deutscher Jude zu sein. Am Beipiel der weit verzweigten Berliner Industriellen-Familie Liebermann mit ihrem berühmtesten Spross, dem Maler Max Liebermann, zeigt sich auch die Emmanzipation des aufgeklärten jüdischen Bürgertums. Höchst spannend und lehrreich: auch eine deutsche Geschichtsstunde, die tragisch in Vrfolgung, Exil und Nazi-Terror endet.
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